Vertrauen zwischen Mensch und Pferd – die Magie des ersten Moments
Es gibt Momente in der Pferdeausbildung, die sind etwas ganz Besonderes. Einer dieser Augenblicke ist das allererste Mal, wenn sich ein Reiter auf ein Jungpferd setzt. Doch mit dieser Erfahrung kommen oft Fragen: Ist das nicht gefährlich? Hast du keine Angst?
Gestern hatte ich genau darüber eine Diskussion, und ich möchte meine Gedanken dazu mit euch teilen.
Vorbereitung ist alles
Bevor ich als erste Reiterin auf ein Jungpferd steige, ist es für mich essenziell, dass eine solide Grundausbildung vom Boden aus erfolgt ist. Ich muss das Pferd verstehen lernen, und genauso muss es mich als Trainerin lesen können. Die Bodenarbeit ist der Schlüssel dazu: Hier klären wir gemeinsame Bedürfnisse, bauen Vertrauen auf und wachsen als Team zusammen.
Atmung und Körpersprache sind feste Bestandteile dieses Trainings. Ich beobachte genau, wie das Pferd auf den ersten Sattel reagiert, ob es buckelt, wie es sich bewegt – denn nur so kann ich sicherstellen, dass ich in jeder Situation angemessen reagieren kann.
Erfahrung, Geduld und Respekt
Über viele Jahre habe ich gelernt, zu spüren, wann ein Pferd wirklich bereit ist.
Das Geheimnis? Gegenseitiges Vertrauen, ausreichend Zeit, Gelassenheit und Ruhe.
Der erste Moment auf einem Jungpferd ist eine unbeschreibliche Erfahrung. Es zeigt, wie tief das Vertrauen ist, das über Wochen gewachsen ist – und es ist beeindruckend, wenn ein 500 bis 600 Kilogramm schweres Lebewesen sich auf diese Weise öffnet.
Ich gebe jedem Pferd die Zeit, die es braucht, um sich mit dem Reiter auf seinem Rücken vertraut zu machen. Kleine positive Zeichen wie Kopfsenken, Abschnauben, gespitzte Ohren oder das Entspannen der Muskulatur belohne ich sofort.
Doch bevor ich mich aufsetze, achte ich auch auf meine eigene innere Ruhe. Mit gezielten Atemübungen bringe ich meinen Puls auf maximal 70 Schläge pro Minute – denn ein entspannter Reiter strahlt Sicherheit aus.
Angst? Nein. Respekt? Ja!
Kann es gefährlich sein? Ja, wenn man das Pferd vorher nicht ausreichend kennenlernt. Aber Angst habe ich nicht – stattdessen bringe ich tiefen Respekt für sein Wesen und seine Bedürfnisse mit.
Pferde sind fühlende Lebewesen. Sie haben Emotionen, Bedürfnisse, gute und schlechte Tage. Wer mit ihnen arbeitet, sollte ihnen genau zuhören und das Training individuell gestalten. Nur so wird die gemeinsame Arbeit zu einer echten Freude.
In diesem Sinne wünsche ich euch einen wunderbaren Tag und viele schöne Momente mit euren Pferden!
Alles Liebe, Sandra

